Zukunftswerkstatt: The Edge Of Glory – Über Musikszenen, Geschlechter und Ungleichheiten
04.11.2017 , Raum 3 (KCM Club) - Am Hawerkamp“I’m on the edge of glory” singt Lady Gaga in ihrem gleichnamigen Song. Am Rande des Ruhms bewegt sie sich schon lange nicht mehr, allein ihr zweites Album „Born this way“, aus dem der Song stammt, verkaufte sich weltweit über 8 Millionen Mal. Wie aber sieht die Realität für die meisten Frauen, die in der Musikszene arbeiten, speziell in Deutschland, aus? Genau darum wird es in dieser Zukunftswerkstatt gehen. Geladene Gäste und Expert*innen auf den Themengebieten Popkultur und Feminismus sind Kerstin Grether, Anna Seidel und Jonas Engelmann.
Musikerinnen werden auf deutschen Festivals erheblich weniger gebucht als ihre männlichen Kollegen, die Führungspositionen der drei größten Majorlabels weltweit (Warner, Sony, Universal) sind mit Männern besetzt, obwohl das Geschlechterverhältnis der Gesamtangestellten in Labels relativ ausgeglichen ist. 12% der Veranstaltungs-, Kamera-, und Tontechniker*innen sind Frauen und im Schnitt verdienen Musikerinnen knapp 3.500 Euro weniger im Jahr als Musiker. Zusammen mit der Moderatorin Judith Jording wird darüber diskutiert, welche Ursachen es für diese Dominanz männlicher Musiker gibt bzw. welche Hindernisse Menschen anderen Geschlechts davon abhalten, Musik zu machen und darin erfolgreich zu sein. Welche Strukturen müssen geschaffen werden, um das zu ändern? Wie kann man vorherrschende Strukturen durchbrechen und wer ist hier in der Verantwortung?
Die Zukunftswerkstatt findet im Rahmen der create&connect Münster statt. Eine Anmeldung ist nicht notwendig. Eine Teilnahmegebühr fällt nicht an.
Das Podium
Anna Seidel ist Literaturwissenschaftlerin und Kulturpoetin an der WWU Münster. Sie arbeitet vor allem zu Popkultur und Feminismen. Als freie Autorin schreibt Anna Seidel unter anderem für verschiedene Blogs und das Missy Magazine. Sie ist Mit-Herausgeberin der Zeitschrift testcard – beiträge zur popgeschichte.
Jonas Engelmann ist studierter Literaturwissenschaftler, ungelernter Lektor und freier Journalist. Er hat über Gesellschaftsbilder im Comic promoviert, schreibt über Filme, Musik, Literatur, Feminismus und jüdische Identität für Jungle World, konkret, taz, Missy Magazine und andere, lektoriert Bücher für den Ventil Verlag und gibt die testcard – beiträge zur popgeschichte mit heraus.
Kerstin Grether, geb. November 1975 in der Nähe Heidelberg, ist Schriftstellerin, Musikerin und Popkultur-Journalistin (u.a. für SPEX, Spiegel Online). Autorin der Romane Zuckerbabys (Ventil/suhrkamp, 2006) und An einem Tag für rote Schuhe (Ventil, 2014). Sie gilt, gemeinsam mit ihrer Schwester Sandra, als „streitbare Repräsentantin und Mitbegründerin des Popfeminismus in Deutschland.“ (TAZ) Was genau das ist, beschreibt sie in ihrem Essay & Geschichtenbuch „Zungenkuß“ (Suhrkamp, 2007). Mit ihrer Chanson Rock Band Doctorella veröffentlichte sie zwei Alben (2012: „Drogen und Psychologen“, 2016: „Ich will alles von dir wissen.“) Außerdem betreibt sie die Musikschule „Songstärke 10″( mit Schwerpunkt „Gesang“ und „Songwriting“) sowie das Record-Label „Bohemian Strawberry„. Sie lebt in Berlin, wo sie auch verschiedene Demonstrationen (mit-)organisierte, u.a. Slutwalk 2011, Pink Stinks 2013, Team Gina Lisa 2016. Seit sie gelernt hat wie Amy Winehouse in Zeitlupe zu singen, hat sie verlernt wie Rainald Goetz auf Speed zu schreiben.
Judith Jording promoviert derzeit in der Soziologie und befasst sich in ihrer Forschung schwerpunktmäßig mit den Themen Migration und soziale Ungleichheit. In ihrer Freizeit ist sie u.a. für das FreiraumKollektiv (Münster) als politische Bildnerin aktiv. Ziel der Bildungsarbeit ist eine kritische und emanzipatorische Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Ungleichheiten und Diskriminierungen.